Ein paar Worte vorab
Die Finanzierung ist einer der zentralen Bausteine jeder Unternehmensgründung und spielt eine entscheidende Rolle für das Überleben und das Wachstum von Start-ups und jungen Unternehmen. Besonders in der Schweiz, die für ihre stabilen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bekannt ist, gibt es eine Vielzahl von Finanzierungsmöglichkeiten und -wegen, die Unternehmensgründer kennen sollten. Im Folgenden beleuchten wir die wichtigsten Punkte, die du bei der Finanzierung deines Unternehmens in Zürich oder der restlichen Schweiz beachten solltest.
Zunächst möchten wir dich aber auf den Abschnitt „Businessplan“ aufmerksam machen, falls du dir diesen noch nicht angeschaut hast. Für potentielle Investoren ist ein gut strukturierter, wohl überlegter Businessplan eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Dabei ist vor allem wichtig, dass der Kapitalbedarf realistisch geschätzt und Ziele und Meilensteine definiert sind. Ebenso überzeugend ist ein gutes Kostenmanagement sowie saubere Cashflow Prognosen. Falls du dabei noch Inspiration brauchst, schau doch unter „Businessplan“ nach.
Die unterschiedlichen Finanzierungsarten
Eigen- und Fremdkapital abwägen
Die Finanzierung kann im Wesentlichen in zwei Hauptkategorien unterteilt werden: Eigenkapital und Fremdkapital.
- Eigenkapital: Hierbei handelt es sich um das Geld, das du selbst oder deine Investoren ins Unternehmen einbringen. Der Vorteil einer Finanzierung über Eigenkapital ist, dass du keine regelmässigen Zahlungen – wie im Falle einer Fremdfinanzierung – leisten musst. Solltest du selbst das Eigenkapital einzahlen können, behältst du zudem die maximale Kontrolle über dein Unternehmen. Sollte dieses Kapital jedoch von Investoren kommen, erhalten diese im Gegenzug einen gewissen Anteil deines Unternehmens und somit auch Mitspracherechte. Dabei bringen sie jedoch in der Regel auch Erfahrung und Branchenverbindungen ins Unternehmen ein. Die individuellen Ausgestaltungen einer Beteiligung variieren natürlich. Investoren in diesem Bereich sind meistens so genannte Venture Capital Gesellschaften, welche sich auf Investitionen in Frühphasen-Unternehmen oder Start-ups spezialisieren.
- Fremdkapital: Fremdkapital umfasst Kredite und Darlehen, die von Banken, staatlichen Institutionen oder privaten Investoren gewährt werden. Dieses Kapital muss jedoch in regelmässigen Raten zurückgezahlt werden, oft mit Zinsen. In der Schweiz bieten zahlreiche Banken und Förderinstitutionen spezielle Programme für Jungunternehmen an (wie z.B. die Zürcher Kantonalbank oder die Schweizer Förderbank (SIF)).
Für Jungunternehmer und Start-ups in der Schweiz, insbesondere im wirtschaftlich dynamischen Raum Zürich, gibt es verschiedene Finanzierungsarten. Jede hat ihre eigenen Vor- und Nachteile und die Wahl der richtigen Finanzierungsquelle hängt von der Unternehmensphase, dem Kapitalbedarf und der Risikobereitschaft ab. Die wichtigsten Finanzierungsarten sind Eigenkapital, Fremdkapital und alternative Finanzierungsmethoden. Viele Start-ups setzen auf einen Mix aus beiden Finanzierungsformen, um sowohl das Wachstum zu fördern als auch die Schuldenlast zu minimieren.
Im Folgenden werfen wir einen detaillierten Blick auf drei zentrale Formen der Finanzierung: Seed Financing (Private Equity), Gründerkredite und Gründerwettbewerbe.
Eigenkapital
Seed Financing (Private Equity)
Seed Financing ist eine frühe Finanzierungsrunde, bei der Unternehmen Kapital erhalten, um ihre Geschäftsidee zu entwickeln und erste Schritte zu gehen. Im Gegenzug geben sie häufig Unternehmensanteile an Investoren ab. In der Regel stammt dieses Kapital von sogenannten Business Angels, Venture Capitalists (VCs) oder spezialisierten Seed-Finance-Investoren.
Beachte, dass diese Art von Firmen auf – vereinfacht gesprochen – zwei Wegen von deinem Unternehmen profitiert. Entweder strebt der Investor einen Börsengang (IPO) an, damit Aktien deines Unternehmens öffentlich gekauft werden können, oder der Investor veräussert seinen Anteil, wobei es hier verschiedene Möglichkeiten gibt. Unterm Strich ist das Ziel des Investors jedoch dasselbe: Die Bewertung deines Unternehmens so stark wie möglich anzuheben.
Im Gespräch mit potentiellen Investoren solltest du daher darauf achten, dass du möglichst viel über die Leute erfährst, welche die Entscheidungen in deinem Unternehmen beeinflussen werden. Im Internet gibt es dabei viele tolle Artikel über mögliche Fragen, die du stellen kannst.
Seed Financing in der Schweiz und Zürich
Zürich ist als eines der wichtigsten Finanzzentren Europas auch ein starker Standort für Risikokapital und Start-up-Investitionen. Investoren suchen hier gezielt nach innovativen Ideen, besonders in den Bereichen Fintech, Life Sciences und Technologie. Das Seed Financing ist eine beliebte Methode, um Start-ups mit hohem Wachstumspotenzial in den ersten Entwicklungsphasen zu unterstützen.
Einige der bekanntesten Venture-Capital-Gesellschaften mit Sitz in oder um Zürich, die Start-ups unterstützen, sind Redalpine Venture Partners, Swisscom Ventures und Investiere. Auch Business Angels wie der “Swiss ICT Investor Club” (SICTIC) bieten wertvolle Unterstützung für junge Unternehmen.
Voraussetzungen und Ablauf
Um Seed-Financing zu erhalten, benötigt ein Start-up in der Regel:
- Einen klaren und überzeugenden Businessplan
- Ein skalierbares Geschäftsmodell
- Ein motiviertes und kompetentes Gründerteam
- Ein Minimum Viable Product (MVP) oder zumindest ein konkretes Konzept
Seed-Investoren sind bereit, Risiken einzugehen, verlangen dafür aber hohe Renditen oder Beteiligungen am Unternehmen. In vielen Fällen bieten Seed-Investoren nicht nur Kapital, sondern auch Netzwerke und Mentoring.
Vorteile von Seed Financing
- Ermöglicht schnelles Wachstum und die Entwicklung von Prototypen oder ersten Produkten.
- Investoren bieten oft zusätzliche Unterstützung in Form von Know-how und Netzwerken.
- Ermöglicht es dem Unternehmen, ohne die Aufnahme von Schulden zu wachsen.
Nachteile von Seed Financing
- Die Abgabe von Unternehmensanteilen führt zu einer Verwässerung der Eigentumsverhältnisse. Hättest du bei einer Veräusserung deines Unternehmens vorher noch 100% des Erlöses erhalten, reduziert sich dein Anteil entsprechend eurer Abmachungen.
- Investoren erwarten oft eine hohe Rendite und möchten aktiv in Entscheidungen des Unternehmens einbezogen werden.
- Da für Investoren meist eine Maximierung deines Unternehmenswertes an erster Stelle steht, könnten eure Erwartungen auseinandergehen.
- Es kann schwierig sein, Seed-Investoren zu finden, da sie hohe Anforderungen an das Geschäftspotenzial stellen.
Seed Financing in Zürich: Erfolgsbeispiele
Ein prominentes Beispiel für Seed Financing in Zürich ist GetYourGuide, eine Online-Buchungsplattform für Reiseaktivitäten, die 2009 in Zürich gegründet wurde. Das Unternehmen erhielt mehrere Seed-Investitionen und wuchs schnell zu einem globalen Akteur.
Fremdkapital: Gründerkredite
Gründerkredite sind Darlehen, die speziell für Jungunternehmer entwickelt wurden. Im Gegensatz zum Seed Financing bleibt das Unternehmen vollständig in den Händen des Gründers, da hier kein Eigenkapital abgegeben wird. In der Schweiz und speziell in Zürich gibt es eine Vielzahl von Banken und öffentlichen Institutionen, die Gründerkredite anbieten. Beachte, dass die Kreditgeber nicht zwangsweise an einer Maximierung deiner Unternehmensbewertung interessiert sind, da dies meist mit hohen Risiken und Investitionen einhergeht. Stattdessen steht für die Kreditgeber eine saubere Cashflow Prognose im Vordergrund, welche möglichst sichere Zins- und Kapitalrückzahlungen beinhaltet.
Gründerkredite in der Schweiz und Zürich
Eine der besten Anlaufstellen für Gründerkredite in Zürich ist die Zürcher Kantonalbank (ZKB), die als starke Förderbank für Start-ups und Jungunternehmen gilt. Sie bietet verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten, darunter speziell zugeschnittene Gründerkredite. Auch die Credit Suisse und die UBS haben Programme zur Unterstützung von Start-ups. Auf nationaler Ebene spielt zudem die Schweizer Förderbank (SIF) eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Gründern.
Bürgschaftsgenossenschaften wie BG Mitte oder BG OST-Süd bieten Gründern ausserdem die Möglichkeit, für ihre Kredite Sicherheiten zu erhalten, die sonst schwer aufzubringen wären. Am besten, du vergleichst mehrere Anbieter, um die für dich günstigsten Konditionen auszumachen.
Voraussetzungen für einen Gründerkredit
Die Anforderungen variieren je nach Bank, aber in der Regel sind folgende Punkte von grosser Bedeutung:
- Solider Businessplan: Ein klarer Plan, der den Kapitalbedarf, die Verwendung der Mittel und die Umsatzprognosen darlegt.
- Sicherheiten: Dies können Eigenkapital, Bürgschaften oder eine persönliche Haftung sein.
- Bonität: Eine ausreichende Kreditwürdigkeit des Gründers oder der Gesellschafter.
- Kapitalbedarf: Der Gründerkredit wird meist für konkrete Investitionen, wie den Kauf von Maschinen, Software oder die Einstellung von Personal, beantragt.
Vorteile von Gründerkrediten
- Du behältst die vollständige Kontrolle über dein Unternehmen, da keine Unternehmensanteile abgegeben werden müssen.
- Günstige Zinssätze, insbesondere bei staatlich geförderten Krediten oder bei Kantonalbanken.
- Gründerkredite können schnell verfügbar sein, sofern die erforderlichen Sicherheiten vorliegen.
Nachteile von Gründerkrediten
- Es besteht, je nach gewählter Unternehmensform, das Risiko der persönlichen Haftung, wenn das Unternehmen in Schwierigkeiten gerät und den Kredit nicht zurückzahlen kann.
- Die Rückzahlung kann eine finanzielle Belastung sein, besonders in der Anfangsphase des Unternehmens, wenn noch keine Gewinne erzielt werden.
- Viele Gründerkredite erfordern Sicherheiten, die insbesondere für junge Gründer schwer aufzubringen sind.
- Es können vertragliche Beschränkungen einhergehen, beispielsweise was die Aufnahme weiterer Kredite angeht.
Beispiele für Gründerkredite in Zürich
Die Zürcher Kantonalbank bietet ein Startup Finance Programm, das speziell auf junge, innovative Unternehmen abzielt. Auch das Business Angels Club und SEF4KMU bieten Gründerfinanzierungen und Unterstützung.
Gründerwettbewerbe
Gründerwettbewerbe bieten nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Zugang zu wertvollen Netzwerken und Mentoring-Programmen. Diese Wettbewerbe sind in der Schweiz und insbesondere in Zürich weit verbreitet und zielen darauf ab, innovative Geschäftsideen zu fördern und Jungunternehmer zu unterstützen.
Zürich ist zum Beispiel Heimat vieler bedeutender Gründerwettbewerbe, bei denen Start-ups Preisgelder, Investitionen und Mentoring gewinnen können. Einige der bekanntesten Wettbewerbe sind:
- ZKB Pionierpreis: Die Zürcher Kantonalbank vergibt jährlich einen Preis für innovative Jungunternehmen. Neben einem Preisgeld von CHF 100’000 erhalten die Gewinner Unterstützung und Zugang zu Netzwerken.
- Venture Kick: Dieser schweizweit bekannte Wettbewerb bietet Start-ups die Möglichkeit, in mehreren Runden Preisgelder in Höhe von bis zu CHF 150’000 zu gewinnen. Venture Kick hat bereits viele Zürcher Start-ups gefördert.
- Swiss Economic Award: Dieser renommierte Preis ist auf Jungunternehmen in der ganzen Schweiz ausgerichtet. Neben finanzieller Unterstützung bietet er umfassende Mediation und Mentoring.
Vorteile von Gründerwettbewerben
- Finanzielle Unterstützung: Gründerwettbewerbe bieten oft Preisgelder, die als Eigenkapital oder Betriebskapital genutzt werden können, ohne dass Investoren oder Kredite notwendig sind.
- Netzwerke und Sichtbarkeit: Die Teilnahme an renommierten Wettbewerben bietet Zugang zu potenziellen Investoren, Partnern und Kunden.
- Mentoring: Viele Wettbewerbe bieten nicht nur Geld, sondern auch Unterstützung durch erfahrene Unternehmer und Experten.
Nachteile von Gründerwettbewerben
- Hohe Konkurrenz: Da die Wettbewerbe offen für viele Start-ups sind, kann es schwierig sein, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen.
- Zeitraubend: Die Bewerbung für einen Wettbewerb erfordert oft viel Zeit und Mühe, um Präsentationen und Dokumentationen vorzubereiten. Beachte jedoch, dass diese Vorbereitung für Investoren ebenso nötig ist.
- Unregelmässigkeit: Nicht alle Wettbewerbe finden regelmässig statt, und es ist nicht immer sicher, dass du in einem Wettbewerb gewinnen wirst.
Beispiele erfolgreicher Start-ups aus Wettbewerben
Ein bekanntes Beispiel für den Erfolg eines Start-ups, das aus Wettbewerben hervorgegangen ist, ist Climeworks, ein Zürcher Unternehmen, das Technologien zur CO2-Abscheidung entwickelt. Climeworks gewann mehrere Wettbewerbe und konnte so seine innovative Technologie schnell zur Marktreife bringen.
Tipps und Tricks
Die Wahl der richtigen Finanzierungsquelle und die erfolgreiche Beschaffung von Kapital kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg eines Start-ups ausmachen. Hier sind einige praktische Tipps:
- Businessplan optimieren: Ein gut durchdachter Businessplan ist der Schlüssel, um Investoren oder Banken zu überzeugen. Fokussiere dich auf klare Zahlen, nachvollziehbare Marktforschung und ein skalierbares Geschäftsmodell.
- Netzwerke nutzen: Die Schweizer Start-up-Szene, besonders in Zürich, bietet eine Vielzahl von Veranstaltungen, Meet-ups und Netzwerktreffen, bei denen du Investoren kennenlernen kannst. Nutze Plattformen wie Swiss Startup Factory, Venture Kick oder SEF4KMU.
- Förderprogramme und Beratungsangebote nutzen: In der Schweiz gibt es zahlreiche staatliche Förderprogramme und Gründerinitiativen, die speziell auf junge Unternehmen und Start-ups ausgerichtet sind.
Auch wenn es die perfekte Finanzierung nicht gibt, lass dich nicht zu unüberlegten Entscheidungen hinreissen! Vergleiche mehrere Anbieter, stelle kritische Fragen, und informiere dich über die Erfahrungen anderer Gründer.